Choosy
7 min

Nutri-Score A = gesund? Warum das nicht stimmt

Wie funktioniert der Nutri Score? 🤔 Ganz einfach und verständlich erklärt.

Nutri Score A - Quelle: Ralf Liebhold / Shutterstock.com
Nutri Score A - Quelle: Ralf Liebhold / Shutterstock.com

Hast du dich auch schon einmal gefragt, wie das sein kann, dass manche Produkte einen Nutri Score A haben, obwohl sie ungesund scheinen? 🤔 Wir lüften das Geheimnis. Ganz einfach & verständlich für Jeden erklärt. Denn: Gesundheit muss verständlich sein. 😎

Hier erfährst du:

  1. Wie funktioniert der Nutri Score?
  2. Was hat den Nutri-Score A?
  3. Ist ein Produkt mit Nutri-Score A gesund?
  4. Alter vs. neuer Nutri Score? Wo ist der Unterschied?
  5. Was bedeutet eigentlich gesund essen? Die Kritik am Nutri-Score
  6. Wie sollte also ein "realistischer Gesundheitsscore" aussehen?
Ausgewogen essen mit der Essensplanung und dem Gesundheitsscore von Chooosy
Ausgewogen essen mit der Essensplanung und dem Gesundheitsscore von Chooosy

1) Wie funktioniert der Nutri Score?

Mit Sicherheit standest du schon einmal vor dem Regal im Supermarkt und hast dich genau das gefragt. Oder deine Kinder haben dich das gefragt und du hast nach einer einfachen Antwort gesucht. Hier kommt die einfachste Erklärung des Nutri-Scores:

Stell dir den Nutri-Score wie eine alte Waage vor - so wie auf dem Bild weiter unten. Die Scala hat fünf Stufen und reicht von A (gut) bis E (schlecht).

Dann schauen wir uns von jedem Lebensmittel die gleiche Menge an: 100g/ml. Stell dir 100 bunte Legosteine für ein Lebensmittel vor. Sie stehen für die Inhaltsstoffe. Ein paar der Legosteine, schieben wir direkt zur Seite. Diese Inhaltsstoffe berücksichtigen wir garnicht, weil die Lebensmittelhersteller uns dazu keine Informationen geben. Alle anderen sortieren wir jetzt nach "gut" und "nicht gut" und legen sie auf die jeweilige Seite der Waage.

Diese Inhaltsstoffe sind positiv:

  • Obst & Gemüse
  • Nüsse & Hülsenfrüchte
  • Raps-, Wallnuss- und Olivenöl
  • Ballaststoffe
  • Eiweiß

Diese Inhaltsstoffe sind negativ:

  • Energie/Kaloriengehalt
  • Gesättigte Fettsäuren
  • Zucker
  • Salz

Wir bewerten alle Lebensmittel gleich. Eine Ausnahme machen wir bei Käse, Produkte aus rotem Fleisch sowie Fette, Öle, Nüsse und Samen. Die Produkte sind von Natur aus sehr fetthaltig und deswegen schauen wir dabei auf die Art von Fett: und zwar auf den Anteil an gesättigten Fettsäuren im Vergleich zum Gesamtfett.

Wenn du aufgepasst hast, fragst du dich jetzt sicher "Moment mal - vergleichen wir hier nicht Äpfel mit Birnen?". Im warsten Sinne des Wortes JA. Wer auf die eine Seite der Waage genug Ballaststoffe packt, braucht am Zucker nicht sparen.

Du merkst also, der Score ist nicht so ganz eindeutig. Vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass es hier nur um verarbeitete Produkte geht. Ein Apfel bekommt keinen Score. Dabei hätte er ganz sicher ein "A" verdient.

Wer genauer nachlesen möchte, findet die vollständige Berechnungsanleitung auf der Seite des Lebensmittelverbands.

Der Nutri Score funktioniert wie eine alte Waage
Der Nutri Score funktioniert wie eine alte Waage

2) Was hat den Nutri-Score A?

Beim Nutri Score wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: Getränke und feste Lebensmittel. Diese Lebensmittel dürfen in ihrer Kategorie mit Nutri-Score A ausgezeichnet werden:

  • Nutri-Score A bei Getränken: Ausschließlich Wasser
  • Nutri-Score A bei festen Lebensmitteln: z.B. Vollkornbrot & - müsli, ungesalzene Nüsse, pflanzliche Ersatzprodukte, Käse und Joghurts mit wenig Zucker aber auch Spinat Pizza, Schokomüsli oder süße Müsliriegel

Also: Vorsicht! Ein Nutri-Score A bedeutet nicht unbedingt, dass das Produkt wirklich gesund ist.

3) Ist ein Produkt mit Nutri-Score A gesund?

Nein, ein Produkt mit dem Nutri-Score A ist nicht zwangsläufig gesund. Ein Produkt mit einem schlechten Nutri-Score verkauft sich weniger gut und deswegen haben findige Lebensmitteltechnologen der Hersteller Rezepturen entwickelt, die für eine gute Bewertung im Sinne des Nutri-Scores sorgen. Und das obwohl das Produkt per se nicht gesund ist. (wie die Berechnung funktioniert findest du weiter oben)

"Der Nutri-Score ist keine individuelle Ernährungsberatung."

sagt Sarah Häuser von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Und hat damit leider recht.

Der Nutri-Score soll eine Hilfestellung für Verbraucher bieten und einen Orientierungspunkt liefern. Die Verbraucherzentrale bewertet die Idee vom Grundsatz her daher positiv, räumt aber auch ein, dass es viele Punkte gibt, die verbesserungswürdig sind.

Die Entwickler des Nutri-Scores sehen das ein und haben deswegen Verbesserungen eingeführt, die ab 2024 freiwillig und ab 2026 Pflicht sind. Natürlich werden Hersteller, die in Zukunft schlechter abschneiden in dieser Zeit nicht freiwillig den Score auf ihren Produkten anpassen.

Alter vs. Neuer Nutri Score, Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg

4) Alter vs. neue Nutri-Score? Wo ist der Unterschied?

Seit 2024 gibt es bei der Berechnung des Nutri-Scores Anpassungen. Allerdings sind die aktuell noch freiwillig und werden erst ab 2026 verpflichten. Heißt natürlich: Alle Marken, bei denen der Score sich verbessert setzen die Änderungen jetzt um, alle anderen nicht. Warum auch?

Alle Änderungen des neuen Nutri-Scores auf einen Blick:

1) Zucker wird strenger bewertet

Das ist klasse und betrifft feste Lebensmittel und Getränke. Mehr Zucker bedeutet nun eine deutlich schlechtere Bewertung. Allerdings wird auch in der neuen Variante des Nutri-Score weiterhin ein Referenzwert von 90 Gramm pro Tag zugrunde gelegt. Aus unserer Sicht ist dieser Wert viel zu hoch. Er sollte auf 50 Gramm pro Tag herabgesetzt werden. Das entspräche den empfohlenen Maximalwerten der WHO

💡
Das sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Maximal 50 Gramm Zucker pro Tag sind für einen erwachsenen Menschen empfehlenswert. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt diese Empfehlung.

2) Salz wird strenger bewertet

Genauso wie bei Zucker fällt auch der Salz-Gehalt in Zukunft deutlich stärker ins Gewicht und wirkt sich bei stark gesalzenen Lebensmitteln nun viel negativer aus.

3) Lebensmittel mit wenig Ballaststoffen werden strenger bewertet

Ballaststoffe waren bisher das "Hintertürchen" im Nutri-Score. Hersteller konnten mit einem geringen Ballaststoffanteil ihren Score "boosten". Das wird nun (etwas) anspruchsvoller: der Mindestgehalt wird von 0,9g auf 3g angehoben.

4) Ein hoher Proteinanteil wird positiver bewertet

Für besonders Eiweißreiche Produkte wird die Bewertung in Zukunft positiv beeinflusst. Ausgenommen: Rotes Fleisch kann höchstens 2 Punkte für seinen Protein-Gehalt erhalten

5) Nüsse bekommen eine eigene Kategorie

Diese Änderung war dringend notwendig! Nüsse, Saaten, Ölen und Fette werden in einer neuen Kategorie zusammengefasst. Dabei werden vor allem der Energiegehalt und der Anteil an gesättigten Fettsäuren anders bewertet. Pflanzliche Fette und Nüsse mit viel ungesättigten Fettsäuren schneiden also in Zukunft besser ab.

6) Alles was man trinkt wird nun auch als Getränk bewertet

Diesen Punkt empfinden manche Hersteller als besonders ungerechtfertigt und entfernen den Nutri Score von ihren Produkten komplett. So zum Beispiel die Marke Berief, die pflanzliche Milch herstellt.

7) Süßstoffe in Getränken werden noch strenger bewertet

Viele Hersteller haben als Antwort auf den Nutri-Score einfach Zucker mit Süßstoff ersetzt, um sich so eine gute Bewertung zu erschleichen. In Zukunft werden alle Süßstoffe berücksichtigt, die laut der EU gebräuchliche Süßstoffe sind. Zuckeralkohole wie Maltit und Xylit hingegen werden nicht berücksichtigt.

Wir finden: Ein guter Schritt, aber da geht noch mehr.

Eine verlässliche Übersicht über alle Änderungen findest du auch hier auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Essen unter der Lupe: Kritik am Nutri Score
Essen unter der Lupe: Kritik am Nutri Score

5) Was bedeutet eigentlich gesund essen? Die Kritik am Nutri-Score

Die erste Frage, die man sich hier stellen sollte ist: Kann man Lebensmittel untereinander vergleichen? Und wenn ja, inwieweit? Grundsätzlich gilt: Die Menge macht das Gift. Das hier sind die Hauptkritikpunkte:

5 Nachteile am Nutri-Score:

  1. Der Nutri-Score ist freiwillig. Marken die schlecht abschneiden, lassen ihn also einfach weg.
  2. Viele Inhaltsstoffe bleiben unberücksichtigt. Vitamine und Mineralstoffe werden nicht separat berücksichtigt. Die Lebensmittelvielfalt wird nicht genug berücksichtigt.
  3. Ungesunde Zusatzstoffe werden vernachlässigt. Zahlreiche Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker, Süßstoffe oder Aromen werden komplett ignoriert.
  4. Vergleich über Produktkategorien. Der Nutri-Score funktioniert nur gut für Lebensmittel einer gleichen Kategorie z.B. verschiedene Pizzen. Sonst vergleicht man im wahrsten Sinne des Wortes "Äpfel mit Birnen".
  5. Nur verarbeitete Lebensmittel werden bewertet. Eigentlich müssten unverarbeitete Produkte wie Obst und Gemüse in eine faire Skala mit einbezogen werden.

Eine ausführliche Kritik unserer Autorin findet ihr in ihrem Women's Health Artikel.

Unsere Einschätzung: Wasser ist das einzige Getränk, das mit Bestnote A ausgezeichnet wird. Und ganz ehrlich? Kein anderes Getränk verdient wirklich einen Nutri-Score A. Bei festen Lebensmitteln sind wir nicht so streng. Konsequenterweise müsste man auch sagen, dass nichts außer Obst, Gemüse, puren Nüssen und Hülsenfrüchten einen Nutri-Score A verdient hat.

Ausgewogen essen mit Choosy: Alle wichtigen Nährstoffe im Überblick
Ausgewogen essen mit Choosy: Alle wichtigen Nährstoffe im Überblick

Was bedeutet wirklich gesund essen?

Wirklich gesund essen bedeutet vor allem eines: Ausgewogen essen. Für die Nährstoffe, die wir zum Leben benötigen, stell dir eine Bank mit ganz vielen Konten vor. Jedes Konto steht für einen lebenswichtigen Nährstoff und hat eine individuelle Nulllinie. Bei einigen Nährstoffen kannst du das Konto überziehen - auch für eine Zeit lang - bei einigen anderen ist das eher schlecht.

Einge gesunde Ernährung sollte deswegen vor allem darauf ausgelegt sein, dass du die Nährstoffe zu dir nimmst, die dein Körper braucht. Und das regelmäßig. Unsere Supermarktregale sind leider sehr undivers geworden. Wir sehen viele Produkte aber dahinter verbergen sich immer die gleichen Zutaten. Alle unsere Lebensmittel zusammen genommen bestehen zu 50% aus nur drei Zutaten: Mais, Reis und Weizen. Es ist deswegen wichtig, dass du auf deinem Teller für Abwechslung sorgst. Um den Überblick zu behalten, ist Essensplanung sehr hilfreich.

Genau dafür haben wir Choosy entwickelt. Choosy ist ein KI-basierter Essensplaner, der für Abwechslungs auf deinem Teller sorgt und dabei die 60 relevantesten Nährstoffe berücksichtigt. Und nicht nur das, die Choosy-KI berücksichtigt auch deinen Geschmack, Saisonalität, Haltbarkeit, Preis, aktuelle Angebote und Vieles mehr.

Über die Autorin:

Vanessa Westphal, Mitgründerin Choosy

Hi, ich bin Vanessa. Ich setze mich seit Jahren mit Ernährung und unserer Gesundheit auseinander und frage mich, wie wir ein Ernährungssystem schaffen können, was gesund für uns alle ist. Solche Themen interessieren dich? Hier teile ich mehr solcher Beiträge.